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Nick & June: New Year's Face (Review)

Artist:

Nick & June

Nick & June: New Year's Face
Album:

New Year's Face

Medium: CD/Download/LP farbig
Stil:

Dream-, Indie- und Folk-Pop, Singer/Songwriter

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 40:46
Erschienen: 05.12.2025
Website: [Link]

Draußen rummst und knallt es – der Krieg ist ausgebrochen. Der Krieg auf den Straßen, Städten und Gemeinden. Die Raketen fliegen, die Böller explodieren und der Wahnsinn hat ein Gesicht: es nennt sich Feuerwerk und zeigt uns noch immer, dass es uns viel zu gut geht, wenn wir unser Geld dafür verschleudern, dass jedes noch so kleine Arschloch das neue Jahr mit dem ganz großen Knall begrüßt. Na ja, wir können uns das eben (noch immer) leisten. Es ist unser gutes Recht, auch wenn es andere (Lebewesen) in Angst und Schrecken versetzt. Jeder geht eben auf seine Weise damit um. Oberflächliches Geballer statt inniges (Mit-)Gefühl.

Und hier kommen auf völlig andere (rein musikalische) Weise NICK & JUNE aus Nürnberg ins Spiel, denn sie zeigen uns auf „New Year's Face“ ausgiebig ihr Neujahrs-Gesicht.


Im Gegensatz zu dem unerträglich lauten Getöse draußen ist es ein ruhiges, nachdenkliches, besinnliches und mitunter melancholisches Musik-Antlitz geworden, das jeden Romantiker und Sich-vor-dem-Feuerwerk-Zurückzieher ganz bestimmt deutlich besser gefallen wird, als die menschlichen und pyrotechnischen Knaller außerhalb.
New Year's Face“ zeigt uns die gute, harmonische Seite aus Dream-, Indie- und Folk-Pop mit tiefgehenden Singer/Songwriter-Texten, denen viel Trauer innewohnt, was schon an den jeweiligen Song-Titeln offensichtlich wird. Hier wird getreu „Crying In A Cool Way“ dann doch eher auf ganz spezielle Weise geweint, anstatt lauthals voller Plattitüden auf die Kacke gehauen.


Dazu die beiden herrlich zueinander passenden Stimmen von NICK & JUNE, die sich zu einer beeindruckenden Melange aus Duett- und Solo-Gesang vereinen und so viel Gefühl in sich tragen, dass für einige Gänsehautmomente gesorgt ist.
Gefühl statt Geknall! Tiefe statt künstliche Blitze!
Ein herrlicher Gegenpol für alle, die das Jahr nachdenklich und friedfertig, aber auch gefühlvoll und etwas traurig begrüßen wollen.
Oder die eine Beziehung beenden wollen, ohne dabei auf Wut und Hass zu setzen: „A dark dark bright sorry in my mind / This is a love, but also a lost song...“ („Dark Dark Bright“)


New Year's Face“ ist ein Trennungsalbum.
Ein echtes!
Schon das LP-Cover verweist darauf.
NICK & JUNE gehen als Paar getrennte Wege. Ihre Blickwinkel haben sich geändert. Man hat sich vielleicht nicht mehr viel zu sagen. Trotzdem noch genug darüber zu singen. Und das machen die beiden verdammt gut. Denn diesen Schmerz spürt man auf „New Year's Face“ mit jeder Pore und liest man in jedem Wort der Texte, die komplett im Inneren des Gatefold-Covers zu finden sind: „We kill the lovers / We kill the beasts / And all the bastards we fall asleep with / Once we're one, now we're two...“ („Anthem“)


Doch betreiben NICK & JUNE hier nicht etwa in Selbstmitleid suhlende Traueraufarbeitung und deprimieren den Hörer.
Keinesfalls!
New Year's Face“ klingt eher nachdenklich.
Wie konnte es so weit kommen?
Wo liegt nun die neue Hoffnung?
Wohin gehen unsere getrennten Wege im Persönlichen?
Oder was war da eigentlich – im Jahr „2017“?
„Who's still living in 2017? / Damn God, Damn God“ („2017 – feat. The Antlers“)


Musikalisch jedenfalls ist das ganz großes Trauer-Kino, verträumt und weit ausholend zugleich. Spannungen und breite, fast symphonische Momente inklusive, in denen Streicher und Bläser für eine herrliche Atmosphäre sorgen und den Stimmungen einen tiefen Stempel aufdrücken: „What a beautiful place to rest / I bet they wish you all the best / A garden full of dares / Everybody's there“ („Husband & Wife“).

Und damit NICK & JUNE in ihren traurigen Momenten nicht ganz alleingelassen werden, stehen ihnen auf mehreren Songs gleich THE ANTLERS sowie OWEN PALLETT und RUSSIAN RED zur Seite, sodass den manchmal etwas zu sehr in Melancholie abdriftenden Stücken immer wieder der Schlenker in ein paar druckvollere Sphären gelingt, damit die Stimmung auf dem roten Vinyl nicht zu sehr bedrückend klingt und aus all dem „Trouble“ sich immer wieder „The Boy With The Jealous Eyes“ mit einer glitzernden Folk-Träne im Auge unter dem „Pinker Moon“ erheben kann.


FAZIT: Erst trennen sich NICK & JUNE auf ihrem persönlichen Lebensweg, um auf ihrem musikalischen Weg trotzdem weiter zu machen und dabei ein so beeindruckendes Album zu hinterlassen. Das spricht von Größe, viel Gefühl und Leidenschaft, aber auch Trauer und Melancholie. All das vereint sich in „New Year's Face“ zu einem musikalischen Trennungskapitel, an dem der Hörer im ganz großen Stil teilhaben darf. Wollen wir hoffen, dass NICK & JUNE sich musikalisch auch weiterhin so gut gesonnen bleiben wie auf „New Year's Face“. Die Liebe kann vergehen – die Musik niemals!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 61x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (19:22):
  • New Year's Face (3:24)
  • Crying In A Cool Way (3:28)
  • Dark Dark Bright (3:44)
  • 2017 (feat. The Antlers) (4:52)
  • Trouble (3:54)
  • Seite B (21:24):
  • The Boy With The Jealous Eyes (feat. Russian Red) (4:47)
  • You Are The Voice That's Hunting My Soul For Show (3:52)
  • Anthem (3:45)
  • Pinker Moon (feat. The Antlers) (4:47)
  • Husband & Wife (feat. Owen Pallett) (4:20)

Besetzung:

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